BEWEGUNG IN DER STADT: Mobilität und Denkmalpflege
Klaus Franken hält einen Vortrag zum Thema "Mobilitätskonzepte in der Projektentwicklung"
Die Mobilität steht vor einem radikalen Umbruch. Die anstehenden Veränderungen haben einen großen Einfluss auf den baulichen Bestand und die öffentlichen Räume. Jahrhundertelang war Mobilität von Menschen nur der privilegierten Oberschicht vorbehalten. Dies änderte sich mit der Industrialisierung, die den massenhaften Transport der Arbeiterschaft zu den großen Industrien erforderte, zuerst vor allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Straßenbahnen, die erste infrastrukturelle Zäsuren in der kleinteiligen mittelalterlichen Stadt hervorriefen und gleichzeitig Verbindungslinien ins Umland schufen. Die dafür gebauten Trassen und ihre spätere Verlegung in Hochlage segmentierten die sich immer weiter ausdehnenden Stadtquartiere. Seit der Erfindung des Ottomotors verlagerte sich die Mobilität zunehmend auf den motorisierten Individualverkehr. Die autogerechte Stadt war das alles dominierende Leitbild der Moderne, vor allem im Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Auto mit seinen raumgreifenden Erfordernissen für den fließenden und ruhenden Verkehr legte sich wie eine Folie über den gesamten Stadtkörper bis in seine feingliedrigsten Elemente. Mit der Klimakrise ist die sich immer weiter ausdehnende individuelle Mobilität in die Kritik geraten. Ein Paradigmenwechsel hin zu Entschleunigung und weniger schädlichem Autoverkehr in den Innenstädten eröffnet neue Chancen für den öffentlichen Raum und eine Renaissance des Stadterlebnisses.
Die diesjährige Jahrestagung Städtebauliche Denkmalpflege stellt Fragen, wie sich verändertes Mobilitätsverhalten auf das Stadtgefüge auswirkt, welche neuen Qualitäten von Stadträumen und Nutzungsformen gewonnen werden können, aber auch wie mit den überkommenen Verkehrsbauten umzugehen wäre.