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6 September 2023, Europa, Deutschland | Neuigkeiten

Catella Finance Focus #02/2023

München, 05.09.2023

Bild Finance  Focus 02-2023.JPG

Liebe Leserinnen und Leser,

"Ist es das mit den Zinserhöhungen?" Diese Frage wurde in den letzten Tagen sehr häufig an uns herangetragen. Der Hintergrund ist klar: Die Immobilienbranche befindet sich im Krisenmodus - seit den ersten Zinserhöhungen im Juni 2022. Es war nicht so sehr die Zinsanpassung an sich. Dramatischer war die Geschwindigkeit, mit der die EZB bzw. die jeweiligen Zentralbanken in Europa den Leitzins immer weiter anhoben, getrieben von dem maßgeblichen Ziel, die "Höhe und Persistenz" der Inflation zu bekämpfen. Einfacher ausgedrückt, um sie auf ein niedrigeres Niveau zu bringen.

Am 27. Juli 2023 wurde der letzte - vorläufige - Zinsschritt vom EZB-Rat beschlossen, diesmal übrigens einstimmig, und damit auch der Kurs einer restriktiven Geldpolitik fortgesetzt. Die EZB geht davon aus, dass die Inflation im weiteren Verlauf des Jahres weiter zurückgehen wird, aber noch einige Zeit über dem Zielwert bleiben wird.

Unsere Karte des Finance Focus zeigt das Dilemma geografisch und damit die Schwierigkeiten, vor denen die EZB derzeit steht. Die Inflationsraten variieren innerhalb des Euroraums erheblich:

  • Österreich liegt mit einer HVPI-Rate von 7,8 % an der Spitze, während die Raten von Luxemburg mit 1,0 % oder Spanien mit 1,6 % bereits unter der Zielinflationsrate der EZB liegen.
  • Die größten Volkswirtschaften der Eurozone Deutschland, Frankreich und Italien weisen Inflationsraten zwischen 5,7% und 6,8% auf.

Diese Fiskalpolitik, die zugegebenermaßen der Immobilienbranche schadet, scheint jedoch Früchte zu tragen: Laut der jüngsten EZB-Umfrage unter Analysten wird die Gesamtinflation im Euroraum voraussichtlich von 5,5 % im Jahr 2023 auf 2,7 % im Jahr 2024 und 2,2 % im Jahr 2025 sinken.

Doch die EZB steht in Europa mit ihrem Kampf gegen die Inflation nicht alleine da:

  • Die norwegische Zentralbank hob ihren Leitzins am 23. Juni auf 3,75 % an, und die schwedische Zentralbank folgte am 5. Juli 2023 mit dem gleichen Satz.
  • Dänemarks Leitzins liegt seit dem 28. Juli bei 3,50 %, und die Bank of England hat ihren Leitzins zum letzten Mal am 14. Juli 2023 auf 5,00 % angehoben.
  • Nur die Schweizerische Nationalbank hat die Zinsen nicht so drastisch angehoben, da die Schweizer Inflationsrate immer noch eine der niedrigsten in Europa ist. Derzeit liegt der Schweizer Leitzins seit dem 23. Juni 2023 bei 1,75 %.
  • Im Kampf gegen die anhaltend hohe Inflation hat die BOE Bank of England Anfang August den Leitzins erneut um 0,25 Prozentpunkte auf 5,25 Prozent angehoben. Dies ist bereits die vierzehnte Zinserhöhung seit Ende 2021.

Daher zurück zur Ausgangsfrage: War's das jetzt?

Ein klares NEIN:   Wir gehen von einer weiteren Zinserhöhung um 25 Basispunkte für alle drei Leitzinsen aus, die nach der nächsten EZB-Ratssitzung am 14. September 2023 bekannt gegeben wird. Unsere Annahmen und Aussichten sind im Text dargelegt.

Und die Immobilienbranche?

Dies wird weiterhin Lösungen auf der Ebene sehr niedriger Transaktionen, sinkender Marktwerte, stagnierender Flächenmieten und der zunehmenden Einpreisung von CO2-Kosten in die Gesamtbilanz bieten. Dennoch teilen wir die Hoffnung, dass die Entscheidung im September den Höhepunkt des Zinsanstiegs markiert. Bis die Immobilienmärkte wieder deutlich in Schwung kommen, wird es 2024 sein.

Genießen Sie also den Sommer in Ruhe, der Herbst und Winter werden hart.


Viel Spaß bei der Lektüre!

Ihr Prof. Dr. Thomas Beyerle


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